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Lucilla
(Teil 1 - Teil 2)

Klassiker des Fernsehkriminalspiels

Erstsendung (ARD):

Teil 1: 04.06.1980 (Mittwoch), 20.15-21.50 Uhr
Teil 2: 05.06.1980 (Donnerstag), 20.15-21.45 Uhr

Dauer:

93 Minuten (Teil1)
88 Minuten (Teil 2)

Regie:

Wilhelm Semmelroth

Besetzung

Lucilla Gertraud Jesserer
Oscar/ Larry Gerd Böckmann
Mme. Pratolungo Ellen Schwiers
Pfarrer Finch Walter Jokisch
Frau Finch Ruth-Maria Kubitschek
Doktor Grosse Wolfgang Büttner
Arzt Heinz Schacht
Anwalt Briggs Elert Bode
Baron Fronsac Eric Pohlmann
Françoise Jutta Kamann
Tante Amélie Rose Renée Roth
Nanny Ilsemarie Schnering
und

 

 

 

 

 

 

Martine Mayne
Eva Ordonez
Hannes Stadler
Walter Feuchtenberg
Eberhard Forck
Bob Sutherland
Lothar Kirchem
sowie uncredited als Mann
mit der Zeitung
Wilhelm Semmelroth

Aufnahmestab

Drehbuch Herbert Asmodi
nach dem Roman von Wilkie Collins
Filmkamera Bernd Müller
  Paul Eisel
Studiokamera Hans Braun
  Thomas Klees
  Wolfgang Lehr
  Dietbert Schmidt
  Karl Worm
Licht Friedrich Zachaeus
  Franz Schlammer
Filmschnitt Ellen Turecek
  Dorothee Schützendorf
Technische Leitung Klaus Griese
Bildtechnik Kurt Wolfrum
  Georg Kutulakis
Ton Richard Kettelhake
  Josef G. Baum
Bildschnitt Lieselotte Dehn
MAZ-Schnitt Sigrid Holland
Regieassistenz Hilmar Mex
Aufnahmeleitung Hans D. Adenacker
  Hans-Dieter Müller
Maske Adalbert Serger
  Christiane Sonnenberg
Kostüme Dela Fredrich
Requisite Hajo Jörgens
  Waldemar Hinrichs
Szenenbau Martin Ortmanns
  Rudi Stich
Szenenbild Lothar Kirchem
Musik Hans Jönsson
es spielt das Kölner Rundfunkorchester
unter der Leitung von Hans Jönsson
Solist am Klavier Kurt Herrlinger
Produktionsleitung Eberhard Forck
Produktion Gunther Witte
Regie Wilhelm Semmelroth
Eine Sendung des WDR
© 1980 Westdeutscher Rundfunk

Inhalt

Allgemeines
Lucilla" beruht erneut auf einem "Criminal"-Roman von Wilkie Collins, der 1872 als "Poor Miss Finch" in Form eines Fortsetzungsromans erschien. Im Mittelpunkt steht das blinde Mädchen Lucilla (Gertraud Jesserer) und deren Geliebter, der befürchtet, dass diese nach einer Operation wieder sehen kann: er ist nämlich entstellt. Sein Bruder Larry versucht daraus Kapital zu schlagen und gibt sich Lucilla gegenüber nach der Operation als Oscar aus...

1. Teil (93 Minuten)
Im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts verliebt sich die Pfarrerstochter Lucilla (Gertraud Jesserer) auf einem Spaziergang in den jungen Oscar Dubourg (Gerd Böckmann). Die Liebe wird erwidert und so hält Oscar bei Lucillas Vater (Walter Jokisch) um deren Hand an. Kurz vor der Verlobung kommt es allerdings zu einem verhängnisvollen Zwischenfall: Oscar wird Opfer eines Überfalls und dabei schwer verletzt. Als kausale Folgen trägt er epileptische Anfälle davon, die allerdings dank einer Silbernitratbehandlung verschwinden. Als Folgen der Behandlung färbt sich Oscars Gesicht blau. Als Angst, Lucilla könne die Verlobung lösen, verschweigt er seiner Geliebten seine Entstellung. Stattdessen erzählt er ihr, dass sein Zwillingsbruder Larry davon betroffen sei. Er ist schockiert, als Lucilla ihm eines Tages eröffnet, sie wolle sich operieren lassen, damit sie wieder sehen kann.

2. Teil (88 Minuten)
Lucilla lässt sich an den Augen operieren. Doktor Grosse (Wolfgang Büttner) hat die Operation durchgeführt. Als ihr die Augenbinde abgenommen werden soll, hat der entstellte Oscar nicht den Mut, sich seiner Geliebten zu zeigen, zumal er weiß, dass große Aufregung zur erneuten Erblindung führen kann. Oscar flüchtet nach London. Davon will sein von einer Reise zurückgekehrter Zwillingsbruder Larry profitieren. Er will Lucillas Herz erobern und hat anscheinend Glück: Lucilla hält Larry für Oscar. Auch Madame Pratolungo (Ellen Schwiers) kann dies nicht verhindern. Nach und nach kommen ihr aber doch Zweifel und sie lehnt Larrys Bitte um die Hochzeit immer wieder ab...
alle Texte:© GP, Die Krimihomepage, März 2009

Kritik

Wenig kriminalistisch, aber hervorragend gespielt. Im Nachhinein kein Fehler, das dieses wenig kriminalistische Werk Wilkie Collins' als letzter der Kostümkrimis verfilmt wurde. (GP)

Zusätzliche Informationen

Hintergrundinformationen
• Mit "Lucilla" ging eine Ära zu Ende, die man als "Kostüm"- oder "Kutschen"krimis bezeichnete und die alle von Wilhelm Semmelroth gedreht wurden. Grund für das Ende: Semmelroth war 65 und ging in Pension. 1971 hatte er mit dem Dreiteiler "Die Frau in Weiß" begonnen, klassische Kriminalromane fürs Fernsehen zu verfilmen. Nicht ohne Risiko, denn Durbridge-Reißer und US-Serien galten als harte Konkurrenz. Extrem hohe Einschaltquoten bekräftigten den Regisseur aber dann doch wieder, jedes Jahr erneut einen "Plüsch"krimi zu drehen. "Lucilla" wollte Semmelroth eigentlich schon 1972 unmittelbar nach "Der Frau in Weiß" verfilmen, verschob das Projekt dann aber doch bis 1979.
• Die Dreharbeiten zu diesem letzten Plüschkrimi fanden im Frühjahr und Sommer (April bis Juni) 1979 im ostenglischen Norfolk statt.
• Was heute angesichts zahlreicher Computereffekte nichts Besonderes mehr ist, war damals ein Novum: in einer Szene gibt sich Gerd Böckmann, der hier auch erstmals eine Doppelrolle spielte, selbst die Hand. Die Presse berichtete sensationsartig darüber, dass ein Kameratrick in der Filmgeschichte bisher einmalig war. Gerd Böckmann ist in einer Einstellung nämlich doppelt zu sehen! Böckmann stellte sich als gesunder Larry zunächst in die rechte Bildhälfte und spielte seinen Part, die linke Kamerahälfte war schwarz abgedeckt. Danach spulte Kameramann Bernd Müller den Film zurück, und das Procedere begann erneut. Nun stand Böckmann als kranker Oscar in der linken Bildhälfte und spielte diese Rolle. Dabei wurde die rechte Objektivhälfte abgedeckt. Man musste extrem aufpassen, dass keine Vögel im Hintergrund vorbei flogen, denn die wären dann in der Bildmitte plötzlich verschwunden.
• Weil Gertraud Jesserer eine Blinde spielte, musste sie sich trübe Haftschalen auf die Augen legen lassen.
• Nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera waren der Wiener Gerd Böckmann und die Berlinerin Gertrud Jesserer ein paar. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten waren sie bereits drei Jahre zusammen.
• Eric Pohlmann spielte schon in der ersten Wilkie-Collins-Verfilmung 1970 grandios die Rolle des Conte Fosco. Seinen Part als Baron Fronsac konnte er leider nicht mehr im Fernsehen miterleben: er verstarb kurz nach den Dreharbeiten am 25.07.1979.
• Ellen Schwiers spielte nunmehr zum dritten Mal unter Semmelroths Regie in einem Plüschkrimi, ebenso Walter Jokisch der zuvor schon in "Der rote Schal" und "Der Strick um den Hals" dabei war.
• Wie in fast all seinen Produktionen hat auch hier Regisseur Semmelroth einen Gastauftritt: in der ersten Szene spielt er den zeitungslesenden Herren, in dessen Zeitung Madame Pratolungo (Ellen Schwiers) eine Stellenanzeige findet (Bild siehe unten). Auch Produktionsleiter Eberhard Forck und Produktionsdesigner Lothar Kirchem spielen in Nebenrollen mit.

Regisseur Wilhelm Semmelroth
Wilhelm Semmelroth (1914-1992) studierte in Bonn Germanistik, Kunstgeschichte und Französisch. Er musste sein Studium wegen der Nazis abbrechen, weil er nicht in die nationalsozialistische Studentenvereinigung eintreten wollte. So besuchte er eine Schauspielschule und wurde im Krieg von einem Intendanten verraten. Er arbeitete mit der französischen Resistance zusammen und wurde von den Engländern geholt, um bei der BBC die deutsche Abteilung zu leiten. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Alliierten Deutsche suchten, die nicht durch eine nationalsozalistische Vergangenheit vorbelastet waren, um einen Rundfunk aufzubauen, schien Semmelroth der geeignete Mann dafür zu sein. Unter seiner Leitung entstanden nunmehr hunderte Hörspiele. Er war es auch, der Francis Durbridge zunächst als Hörspiel (Paul Temple) nach Deutschland brachte. Er kannte ihn von seiner Arbeit bei der BBC.
1960 wurde Semmelroth, von seinen Kollegen immer "Semmel" genannt, Chef der Fernsehspielabteilung des WDR. Nachdem er als Regisseur vor allem klassische Hörspielstoffe inszeniert hatte, arbeitete er bereits seit 1958 immer wieder als Regisseur. Als Produktionsverantwortlicher entstanden die Fernsehfilme "Am grünen Strand der Spree" und "Zu viele Köche" sowie die Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962), "Tim Frazer-Der Fall Salinger" (1963) und "Die Schlüssel" (1964). Weitere interessante und hochspannende sowie exzellent besetzte Fernsehkrimis, die Semmelroth selbst inszenierte, waren unter anderem "Immer nur Mordgeschichten" (1968 mit Sieghardt Rupp), "Tod nach Mitternacht" (1970 mit Ellen Schwiers) und "Eine Tote soll ermordet werden" (1972 mit Siegfried Lowitz).
Leute, die mit ihm gearbeitet haben, beschreiben Semmelroth als leisen, unaufdringlichen Regisseur, der ein genaues Konzept hatte, genau Dialogregie führte und extrem behutsam arbeitete. Jeder, der einen Namen hatte, riss sich darum, mit ihm zu arbeiten. So kam es, dass seine Produktionen und Inszenierungen stets erstklassig besetzt waren. Viele machten wegen seiner Persönlichkeit mit. So lässt es sich erklären, dass seine Filme immer wieder mit den gleichen Schauspielern besetzt wurden: Ellen Schwiers, Wolfgang Unterzaucher, Wolfgang Büttner, Siegfried Lowitz, Eric Pohlmann usw. Auch Jutta Kammann, Semmelroths Lebensgefährtin, spielte regelmäßig in seinen Filmen mit.
Als der WDR Anfang der 1970er plante, eine neue große Mehrteilerserie zu starten, schlug Semmelroth, der sehr belesen war, vor, Wilkie Collins zu verfilmen. Als Drehbuchautoren holte er sich Herbert Asmodi, der im Deutschen einen Dialog beherrschte, der der Sprache von Collins sehr ähnlich war. Er verstand es auch, für jede Figur eine eigene Sprachfärbung zu entwerfen. Als Komponisten - auch hier zeigt sich Semmelroths Vorliebe, sich gerne mit gewohnten Menschen zu umgeben - wurde Hans Jönsson verpflichtet, der für ihn schon die Paul-Temple-Hörspiele vertont hatte, bei zwei Durbridge-Verfilmungen zum Einsatz kam, seine bisherigen Fernsehspiele und auch alle weiteren Kostümkrimis musikalisch untermalte.
Zu den so genannten Plüschkrimis zählen folgende Filme:
"Die Frau in Weiß" (1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der rote Schal" (1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der Monddiamant" (1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile)
"Der Strick um den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile)
"Die Affäre Lerouge" (1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile)
"Onkel Silas" (1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile)
"Lady Audleys Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile)
"Lucilla" (1979 nach Wilkie Collins, 2 Teile).

Bilder

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Die Krimihomepage 2000-2012 - Diese Seite wurde zuletzt am 04.01.2012 aktualisiert